Die dunkle Triade, eine Mischung aus Psychopath, Narzisst und Machiavellist, vereint viele positive sowie negative Charaktermerkmale in einer Person. Ideal für meine Romanfigur, einem eiskalten Manager. Schwächen wie Zweifel oder Angst kommen bei der dunklen Triade nicht vor. Das ist unbefriedigend und es wird Zeit, ein Stück tiefer in die menschliche Psyche einzutauchen.
Die dunkle Triade für Romanfiguren
Psychopath, Narzisst oder Machiavellist?
Drei Wesensmerkmale, genauer gesagt die Mischung aus Psychopath, Narzisst und Machiavellist, verhelfen erfolgreichen Menschen oft zur glänzenden Karriere. Je nach Anteil wirken sich die Charakteristika darauf aus, ob der sieggewohnte Chef beliebt oder extrem rücksichtslos daherkommt. Die dunkle Triade ist nicht selten und unter Führungskräften weit verbreitet.
Warum die dunkle Triade für Figuren nicht reicht
Drei Ausprägungen reichen nicht aus, um den Charakter einer Figur zu beschreiben, denn Gefühle wie Angst, Zweifel oder Zwangsstörungen kommen bei den Persönlichkeitsmerkmalen der dunklen Triade nicht vor.
Wie Romanfiguren die Regie übernehmen
In einem Roman, einer Kurzgeschichte oder Novelle bestimmen die Figuren das Geschehen vor einem Bühnenbild, dem Ort ihres Auftretens. Die Dialoge prägen die Spannung und idealerweise nehmen die Darsteller den Leser buchstäblich an der Hand und spazieren mit ihm durchs Buch.
Werden die Geschöpfe mit einem widersprüchlichen Charakter ausgestattet, wird die Handlung unvorhersehbar, was die Neugier beim Lesen erhöht.
Inspirierende Beispiele dafür gibt es reichlich, in Filmen wie der Serie „Fargo“ oder in zahlreichen Romanen wie „Das Schweigen der Lämmer“ und bei Stephen Kings „In einer kleinen Stadt“. Hier wechseln die Darsteller von Gut nach Böse. Reale Menschen aus Pressemeldungen oder aus flüchtigen Begegnungen sind ebenfalls ein Stupfer für die Phantasie.
Mein Ziel ist es, eine glaubwürdige Figur mit Tiefgang und finsteren Abgründen zu erfinden. Die Charaktermerkmale müssen sitzen wie eine zweite Haut, dafür genügen der Lebenslauf oder die Gestaltung der äußeren Merkmale nicht.
PERSÖNLICHKEITSBILDUNG FÜR ROMANFIGUREN
Die dunkle Triade und Psychologie für Autoren
Psychopath oder Narzisst? Diese Ausprägungen sind den meisten bekannt, dabei es gibt mehr Spannung erzeugende Charaktereigenschaften. Da in der heutigen Zeit alles klassifiziert und geordnet ist, blieb ich bei der Definition von Persönlichkeitsstörungen hängen. Die Störungen sind nach dem Code ICD-10 der WHO eingeordnet und werden mit Hilfe eines diagnostischen Leitfadens in ihrer Schwere beurteilt.
Damit die Sache nicht zu komplex wird, habe ich mich auf die mit Code ICD-10 kategorisierten Defekte konzentriert. Unter zehn Störungsbildern fand ich insgesamt 96 spezifische Ausprägungen.
Die dunkle Triade – Der Mix entscheidet über den Charakter
Zuerst musste ich mich vom Ausdruck Psychopathie verabschieden, denn heute spricht man von einer dissozialen Persönlichkeitsstörung. Machiavellismus ist ebenfalls nicht in der Klassifizierung enthalten, auch wenn der Begriff als Persönlichkeitsmerkmal für die dunkle Triade benutzt wird.
Der moderate Mix aus Störungen, der bei fiktiven und realen Menschen vorkommt, prägt im Ergebnis den Charakter und lässt die Person nach eindeutigen Mustern handeln.
Romanfigur entwickeln
Charakterisierung einer Romanfigur – ein Beispiel
Ich suche für einen Thriller einen Antagonisten in einer Führungsposition, der den Guten (Protagonisten) enormen Schaden zufügt.
Er ist männlich, heißt Jan Sareck, ist Mitte vierzig, schlank und sieht passabel aus. Der Manager ist in einem Konzern für die Gewinnung von Großkunden verantwortlich. Von ihm gehaltene Vorträge sind herausragend und sein Humor sorgt für geschäftlichen und sozialen Erfolg. Das ist die sonnige Seite seines Charakters.
Durch seine vortreffliche Außendarstellung bemerkt niemand, dass ihn jeder vermeintliche Angriff auf seine Person tief kränkt. Dadurch wird er, vor allem wenn er unter Druck gerät, zum streitbaren Einzelgänger, der sein Wirken zunehmend darauf konzentriert, wie er seinen Widersacher (den CEO des Konzerns) schädigen kann. Kapitalverbrechen schrecken ihn nicht. Das einzige Gefühl, dass ihn antreibt, ist die tiefe Genugtuung über den zugefügten Schaden.
Die Figur Jan Sareck ist in erster Linie ein Psychopath (gefühlskalt, ohne Schuldbewusstsein, missachtet Normen, Regeln und Verpflichtungen).
Als Narzisst (leicht kränkbar, intrigiert und zerstört die Leistung anderer) wird er stetig durch seinen Widersacher oder sichtbar gewordene Misserfolge tief gekränkt.
Durch einen Anteil Paranoia deutet er Signale anderer als feindlich. Der Manager wird zunehmend zum Einzelgänger ohne persönliche Kontakte. Durch seine psychopathische Ausprägung verbirgt er geschickt seine Gedanken und die Streitsucht.
Der histrionische Anteil seiner Persönlichkeit (ausgeprägter Hang zur Theatralik) hilft, seine Mitmenschen zu täuschen. Sie ahnen nicht, was in Jan Sareck wirklich vorgeht.
Romanfiguren verändern sich wie Menschen
Im Laufe der Handlung überschätzt er sich und verliert die Fähigkeit, seine wahren Absichten und Gedanken zu verbergen. Der erfolgreiche Manager Jan Sareck wird in die Enge getrieben und sieht sich zum Schluss ausschließlich von Feinden umgeben. Am Ende überwiegt der Psychopath und die Figur wird eskalieren.
Voilà, der Bösewicht ist geboren und wird je nach seiner Rolle den Roman mühelos prägen, die Handlung vorgeben und im Idealfall selbstständig agieren.